Sunday, August 05, 2007

Piranhas,Kaimane, ne Anaconda, und ein Andendörfchen

Nachdem ich Daniela am Flughafen verabschiedet hatte ging es, wie ja schon im letzten Eintrag beschrieben, zurück nach Merida. Nur einen Tag später begann auch schon meine Tour die Los Llanos, das ist ein Gebiet im Süden Venezuelas. Dort hatten wir gleich am ersten Tag schon Aktion, Rafting stand auf dem Programm. Ich hatte das noch nie vorher gemacht und muss sagen, dass es wirklich superviel Spass gemacht hat und ich es auch in Deutschland mal versuchen werde. Am nächsten Tag ging es weiter in das Hauptgebiet in welchem wir uns dann die nächsten zwei Tage aufgehalten haben. Schon auf der Fahrt dorthin war Nervenkitzel angesagt denn als unser Guide plötzlich bei einer Fahrt von ca. 50 Km/h auf einer Schotterpiste „Stopp“ rief und unser Fahrer dies brav befolgte war die erste Aufregung des Tages perfekt. Er hat während der Fahrt bei dem Überqueren einer Brücke etwas im Dickicht des Flusses gesehen, wir natürlich nicht. Während er schon seinen Plan zurechtschmiedete wie er eben dieses unbekannte Wesen dort rausziehen koennte wurde wir auch bei genauerer Betrachtung nicht fündig. Aber als er sich dann im knietifen Wasser darauf zubewegte war es uns klar, dass es etwas Grösseres ist. Mit ein paar geziehlten Handbewegungen und einem schnellen Zufassen hatte er plötzlich eine ca. 4 Meter lange Anakonda in der Hand, die grösste Schlange der Welt. Nach gelungenem Fang brachte er sie dann zu uns und wir konnten sie alle mal streicheln, über die Schulter legen etc. Beeindruckend ist das schon so einem gewaltigen Tier gegenüber zu stehen oder es in der Hand zu halten.
Nach so einem Beginn konnte es ja nur gut weitergehen. Nachdem wir in unserem Camp angekommen waren fogte das Fischen von Piranhas, einer tagtaeglichen Beschaeftigung der Bewohner dort. Man hört ja immer nur schlechte Dinge über diese Tiere und eines davon ist wahr, sie haben superscharfe Zähne und sind bei dem Anblick von Fleisch nicht zu bremsen. Ebendieses haben wir einfach an einen Haken gehängt und an einer Schnur befestigt. Schon nach wenigen Sekunden nachdem wir es ins Wasser geworfen hatten kamen sie auch schon an. Nach anfänglichen Schwierigkeiten die wohl eher als „Fische füttern“ zu bezeichnen waren als diese Tatsächlich zu angeln hatte ich dann endlich mein erstes Erfolgserlebnis. An sich ist der Piranha ein recht schöner und farbenfroher Fisch, aber wenn man sich mal sein Beisswerkzeug genauer anschaut dann verfliegt die anfängliche Begeisterung doch recht schnell. So war dann auch schnell das Abendessen gefangen und es konnte weiter zum naechsten Programmpunkt gehen. Auf dem Rückweg fuhren wir nicht gemütlich mit dem Jeep sondern es hiess ab auf den Rücken eines Gauls, sorry Pferdes. Es waren zwar jetzt nicht die grossen Pferde die man aus Deutschland gewöhnt ist sondern die typischen Pferde der Cowboys dieses Gebietes, also durchaus etwas kleiner gebaut, aber ein gewisser Respekt bleitbt trotzdem erhalten. Also dann mal los, zuerst im langsamen vor sich hintingeln, aber dann mit zunehmender Zeit und Vertrauen in den Vierbeiner doch auch mal ab in den Gallop. Kurz vor Schluss gab es dann kein Halten mehr und es ging mit voller Geschwindigkeit ab in Richtung Camp. Es ist ein unbeschreibbares Gefühl wenn so ein Pferd anfängt zu sprinten und vor allem wenn es dies dann über ein paar Minuten macht. Die Beschleunigung ist wahnsinn, die Geschwindigkeit ist Atemberaubend, das Gefühl von Freiheit wunderschön und die Hoffnung, dass es auch wieder anhält wenn man die Zügel zieht wächst auch sekündlich. Alles ging dann doch gut aus auch wenn ich wohl an meiner Technik noch etwas arbeiten sollte, denn die Schmerzen meines Hintern, der die ganzen Schläge auf den Sattel abbekam, spürte ich auch Tage später noch.
Der nächste Tag begann mit einer Bootsfahrt durch ein Art Sumpfgebiet, in dem wir neben wunderschönen Vögeln, Flussdelphinen auch Wassserschweine, sogenannte Capybaras sahen, das grösste Nagetier der Erde. Nachmittag dann noch Mal Piranhafischen, diesmal mit sagen wir mal, etwas weniger Erfolg und Abends auf eine Nachtsafari. Das einzige Tier, dass wir zwar aus kurzer Entfernung schon mehrfach gesehen, allerdings noch nicht in den Händen hatten war ein Kaiman, eine Unterfamilie der Aligatoren. Unser Führer mit Taschenlampe bewaffnet machte sich mit seinem unglaublichen Verständnis fuer die Natur wieder auf die Suche. Der erste ist ihm noch knapp entkommen als er sich im Wasser auf ihn stürzte und ihn (O-Ton Guide) „leider nur am Schwanz erwischte“. Wir alle hätten uns in die Hosen gemacht wenn wir auch nur in das Wasser gemusst hätten aber er sah das Alles ganz locker. Bei nächsten Versuch war er dann erfolgreicher und er brachte uns ein gesundes, lebendiges Exemplar aus der Dunkelheit. Dieses durfte auch mal genau betrachtet und angefasst werden. Das war es dann auch mit unserem viertägigen Trip denn der nächste Tag ging für die Rückfahrt drauf. Alles in allem war es ein unglaublich schöner Ausflug dem ich jedem nur empfehlen kann wenn er mal die Möglichkeit dazu hat. Man hat zwar die meisten Tiere schon einmal im Zoo gesehen, aber dann so in der freien Wildnis, das ist noch Mal etwas komplett anderes und schlicht und einfach unbeschreibbar.
Mir blieben nach der Rückkehr nach Merida noch 2 Tage die natürlich auch genutzt werden wollten. Also machte ich mich gestern mit dem Jeep auf in ein Andendörfchen namens Los Nevados. Die vierstündige Anfahrt war bereits ein Erlebnis fuer sich denn es ging auf einem schlechten Feldweg hinauf in die Anden, rechts ständig der einige hundert Meter tiefe Abgrund im Blick. Natürlich existiert auch nichts was einen Fehler des Fahrers ausgleichen würde. Allerdings kann man durchaus zu diesen Vertrauen haben denn sie geniessen hier absolutes Ansehen da sie wahre Virtuosen am Steur sind. Das kleine Dörchen, ein Bergdorf wie im Bilderbuch obwohl es nur aus ein paar Häuschen und einer Kirche besteht, besticht vor allem durch seine Lage und die Aussicht auf die Anden, welche allein schon ein Besuch wert ist. Vor allem einem Sonnenuntergang und Sonnenaufgang hier beizuwohnen ist spektakulär. Das Zweite war eher unfreiwillig da ich für den Rückweg eine Wanderung zu einer Seilbahn geplannt hatte die einen wieder zurück nach Merida bringt und dies nur frueh morgens moeglich war. Ich wusste zwar, dass die Strecke viel Bergauf geht da man von Los Nevados, welches auf 2.900 Meter liegt über eine Bergpassage in 4.200 Meter zur Seilbahnstation gelangt. Die 1.300 Meter hatten es dann wirklich in sich. Normalweise machte man die Tour von der höher gelegenen Station in das Dorf, allerdings habe ich keine Tickets für sie Seilbahn bekommen und somit bot sich nur der andere Weg an. Es war ein richtig tolles Erlebnis aber ich muss auch zugeben, dass mein Körper wohl nur selten in meinem Leben so gelitten hat und ich wirklich an meine Grenzen gestossen bin. Dafür ist das Gefühl, wenn man nach 4 Stunden staendigem bergauf laufen endlich angekommen einfach toll.
Jetzt sitze ich also hier im Internetcafe und nutze die Zeit bis zu meiner Abfahrt nach Caracas, von dort wo ich morgen dann nach Peru weiterfliegen werde. Ich spuere jeden einzelnen Muskel in meinen Beinen aber das war es Wert.

So, jetzt wird es auch langsam Zeit, dass ich zum Ende komme. Ich wuensche Euch allen eine tolle Woche.

Bis zum naechsten Mal, dann schon aus Peru.

Saludos,

Thorsten

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