Monday, July 30, 2007

Die Woche der Superlative!

Puerto Colombia - Merida - Ciudad Bolivar - Merida

So, jetzt melde ich mich wieder mit Teil 2 meines kleinen aber feinen Reiseberichts. Ich bin derzeit in Merida, also ziemlich im Osten von Venezuela und das schon zum zweiten Mal aber dazu gleich mehr.

Nach der Urwaldtour die im letzten Eintrag erwähnt wird haben wir Puerto Colombio und den Heri Pittier Park in Richtung Merida verlassen. Vorher mussten wir jedoch von Puerto Colombia nach Maracay mit einem Kleinbus der sich durch die Berge kämpfte. An schlafen war da nicht zu denken denn neben der halsbrecherischen Fahrweise war es gleichzeitig auch ein Diskobus. Mit ohrenbetäubendem Lärm aus übergrossen Lautsprechern wurden wir die kompletten 4 Stunden Fahrt mit venezuelanische Klängen beschallt. Endlich angekommen konnte sich das Trommelfell kurz erholen ehe die Fahrt nach Merida beginnen konnte. Es war mal wieder eine Nachtfahrt in einem allerdings weniger gemütlichen Bus. Aber eigentlich sollten wir uns gar nicht beschweren denn wir hatten ja noch Glück. Wie das halt so ist wenn die Verkäufer die Fahrkarten per Hand verkaufen ohne jegliche Kontrolle und sich nur ne kleine Quittung schreiben kann es halt durchaus mal vorkommen, dass so ein Bus mit ein paar Personen überbucht ist. Als wir also unser Gepäck eingeladen hatten fängt der Typ, eine Art Schaffner, an zu zählen wieviel Platz denn nun noch frei ist im Bus. Wir waren zu dem Zeitpunkt zu fünft da wir im Örtchen davor eine lustige dreiköpfige Damenreisegruppe kennen gelernt haben und dann eben beschlossen den nächsten Abschnitt zusammen zu reisen. Nun aber wieder zurück zum Schaffner: Wir standen hoffnungsvoll vor ihm als er ganz kritisch fragte ob wir denn unser Gepäck schon eingeladen haben und wir meinten ja. Dann schritt er noch etwas kritischer durch den Bus und lies und schliesslich passieren. Das Ende der Geschichte war, dass leider nur noch vier Plätze frei waren. Da kam dann der Gedanke schon mal auf, evtl. die 10 Stündige Fahrt ungemütlich auf dem Boden sitzend zu verbringen. Doch plötzlich bot ein kleines altes Männchen, ganz “Gentleman like” einer der Damen seinen Sitzplatz an. So sass er dann die Fahrt über auf dem Boden. Er tat uns allen wahnsinnig Leid so dass wir ihm beim Aussteigen seine Fahrt bezahlen wollten. Als es aber dann soweit war, war es spurlos verschwunden.

In Merida angekommen begaben wir uns dirket zu der Hauptattraktion für die wir eigentlich dorthin gefahren sind, den Teleferico de Merida, die längste und höchste Seilbahn der Welt. Die Auffahrt war dann auch tatsächlich ein Erlebnis. Über vier verschiedene Stationen ging es von sommerlichen Temperaturen im Tal in die Schneeregion auf 4.700 Meter. Wir sind auf der vorletzten Station auch etwas gewandert und da merkt man erstmal wie dünn die Luft in so einer Höhe wird, da einem nach ein paar Schritten schon das Herz bis an den Hals schlägt und einem ziemlich schnell die Puste ausgeht.

Von Merida ging es dann weiter nach Ciudad Bolivar welches wiederum ziemlich im Osten des Landes ist. Das hiess also mal wieder den Bus besteigen. Diesmal war es aber nicht damit getan in einem dieser unterkühlten Fortbewegungsmittel nur 10 Stunden auszuharren bis man ankommt. Dieses Mal waren es sage und schreibe 24 Stunden denn wir mussten einmal quer durchs ganze Land tingeln. Umso schöner war es, dass wir dort vorher schon eine Unterkunft reserviert hatten die sich als wahre grüne Oase im Nichts herausgestellt hat. Mit wunderschönen kleinen Häuschen, einem Pool und gutem Essen liesen wir es uns gut gehen. Am nächsten Tag gings dann auch schon weiter zu einem der Highlights unseres Trips, den Angel Falls, den die höchsten Wasserfälle der Welt mit einem freien Fall von ca. 1.000 Metern. Diese befinden sich in einem Nationalpark welcher nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist. Also bestiegen wir eine achtsitzige Cessna. Ich bin ja noch nie mit so einem Teil geflogen aber es ist definitiv ein Erlebnis. Beim Start denkt man, dass dieses Flugzeug nie abhebt, in der Luft spürt man jede Windböhe und bei der Landung, wenn man so auf der Landebahn durch die Gegend hüpft, kommt man sich vor wie auf einem Trampolin. Gleich danach ging es ins Camp wo uns die weiteren drei Tage erklärt wurden. Die Wasserfälle erreichten wir nach einer vierstündigen Bootsfahrt den Fluss inklusive Stromschnellen hinauf. Bei dem ständigen aufschlagen auf irgendwelche Wellen tat dann der Hintern auch ganz schön weh, allerdings meinte unser Guide mit den Worten “You have to feel the river – Du musst den Fluss spüren”, dass dies Teil des Erlebnisses ist. Der Anblick des Angel Falls entschädigte uns dann auch für die Strapazen denn dieser ist einfach atemberaubend. Für den ersten Tag war es allerdings genug die Fälle aus der Ferne zu betrachten. In unserem Camp, in dem es weder Strom noch fliessend Wasser gab machten wir unsere Hängematten zurecht in den wir übernachteten. Nach einem leckeren Abendessen das überm Lagerfeuer zubereitet wurde war dann auch bald Feierabend denn man hat gegen 21 Uhr schon das Gefühl als wäre es bereits 2 oder 3 Uhr morgens. So war dann auch bald Feierabend und die Nacht in der Hängematte konnte beginnen. Ich habe ja schon einige hinter mir uns muss jedes Mal wieder aufs Neue sagen, dass man wirklich exzellent schläft. Wenn man dann so in der freien Natur ist passt man sich auch recht schnell den natürlichen Zeiten an. So war um halb 6 die Nacht vorbei und der Morgenkaffee stieg einem in die Nase. An diesem Tag machten wir uns auf den Weg zu den Wasserfällen die aus der Nähe noch impossanter aussahen. Unglaublich!!

Dann ging es wieder zurück ins Basiscamp, also wieder den Fluss für vier Stunden spüren was jedoch erneut ein Erlebnis war, wie die Fahrer ihr Gefährt durch die Stromschnellen lenkten, fast schon artistisch. Zum Abschluss ging es noch an einen weiteren Wasserfall dessen Besonderheit war, dass man hinter diesem durchgehen konnte. So etwas hab ich auch noch nie gesehen und man kann die Gewalt des Wassers nur erahnen wenn sie an einem vorbeistürzt. Nachmittags gings wieder zurück in die Zivilisation mit unsrem kleinen Flieger. Der ganze Ausflug war ein absoluter Traum, nur befürchte ich, dass dies in 10 Jahren nicht mehr so ganz der Fall sein wird da auch dieses schöne Fleckchen Erde langsam zugebaut wird und es keine Beschränkungen zu geben scheint.

So, und jetzt zu dem Grund warum ich wieder das Ganze Land gekreuzt habe und wieder in Merida bin. Danielas Rückflug nach Deutschland war diesen Sonntag, also mussten wir nach Caracas zurückkehren. Da wir vorher etwas unter Zeitdruck gestanden haben und ich mit ihr unbedingt die Angel Falls Tour machen wollte, habe ich hier eine Tour nicht ganz geschafft, also bin ich wieder hier. Ab morgen werde ich Anakondas jagen, Piranhas fangen, auf Pferden durch die Prärie reiten etc. aber dazu das nächste mal mehr.

Jetzt noch eine Anekdote aus Venezuela über die sich jeder, der vor kurzem wieder an der Zapfsäule in Deutschland sein Auto betankt hat, ärgern wird. Es gibt ja Länder in denen das Bezin günstig ist, wie z.B. die USA oder Mexiko. Dort kann man noch für die Hälfte im Vergleich zu Deuschland tanken. Dann gibt es aber auch ein Land in dem eine 1,5 Liter Flasche Wasser teuerer ist als ein ganzer Tank Bezin. Das Ganze mal in Zahlen. Eine Flasche Wasser kostet hier 3.000 Bolivar was ungefähr 1,20 Euro sind, einmal volltanken kostet 2.500 Bolivar was knapp 1 Euro ist. So lässt es sich dann auch beruhigt durch die Gegend fahren was allerdings der Umwelt hier nicht sonderlich gut bekommt denn wenn man einmal durch eine grössere Stadt läuft dann hat man das Gefühl gleich aufgrund der Abgase zu ersticken.

Weitere Geschichten übers Öl gibts dann beim nächsten Mal.

Wünsch euch allen eine tolle Woche.

Viele liebe Grüsse aus Venezuela

Thorsten

1 Comments:

At 4:34 PM, Anonymous Anonymous said...

"lustige dreiköpfige damenreisegruppe"????

 

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